"Nur" alte Menschen pflegen war einmal
Altenpflege und Altenpflegehilfeschülerinnen feiern ihre Abschlüsse
Etwa 150 Gäste begrüßte Schulleiter Joachim Berga von der Berufsfachschule für Altenpflege der Berufsakademie Passau (BAP) jüngst zur Verabschiedung des zwanzigsten Kurses der Schule.
Bild: Erfolgreiche Pflegefachkräfte in der Altenpflege und ihre Lehrer; Fotos: Berufsfachschule für Altenpflege
Von den Vertretern ihrer Ausbildungsstellen und ihren Angehörigen begleitet, nahmen die Absolventen ihre Abschlusszeugnisse im Rupperthof bei Otterskirchen entgegen.
Klassensprecherin Theresa Madl betonte in ihrer Ansprache das Zusammenwachsen der Klasse während der dreijährigen Ausbildung, gemeinsam hätten die Prüflinge so manches Tal überwunden.
Berga erinnerte an die Aussage einiger Schülerinnen, die angesichts der Herausforderungen gefragt hätten, wofür das alles gut sei, sie wollten doch „nur“ alte Menschen pflegen: „Das ,nur’ pflegen bedeutet in der modernen Altenpflege einen permanenten Aufbau von Kompetenzen, das Vermögen zur Analyse und Planung, gewürzt mit einer Prise Nächstenliebe und einem kräftigen Schuss Empathiefähigkeit. Da kann keiner mehr von ,nur’ alte Menschen pflegen sprechen!“ Berga schloss mit der Empfehlung an die Schüler: „Sammeln Sie nun Erfahrungen und beweisen Sie Ihre Verantwortungsfähigkeit, bevor Sie beginnen, die Karriereleiter emporzusteigen. Das sind zwei wesentliche Faktoren zum Erfolg.“
Im Rahmen der Zeugnisübergabe ehrten Berga und Klassenleiterin Vera Fitzner auch die Jahrgangsbesten. Als unübertrefflich kann dabei die Leistung von Theresa Madl bezeichnet werden: Sowohl im Prüfungs- als auch im Abschlusszeugnis erzielte sie die Traumnote 1,0. Ihr winkt nun ein Weiterbildungsstipendium der Stiftung Begabtenförderung, das ebenso Theresa Balzer, Stefanie Normann und Patrick Weishäupl mit einem Notenschnitt von 1,67 beanspruchen können. Sabine Gründinger (1,0), Nicole Simmet (1,67) und Daniel Witte (1,67) überschreiten die Altersgrenze zum Stipendium. Sie erhielten als „Trostpreis“ für ihre hervorragenden Leistungen einen Gutschein der BAP für eine Tagesfortbildung.
Knapp eine Woche später feierten die Schülerinnen und Schüler der Berufsfachschule für Altenpflegehilfe ihren Abschluss. Sie nahmen im Gasthaus Streibl mit ihrem Zeugnis auch die Urkunde für die Erlaubnis zum Führen der Berufsbezeichnung „Staatlich geprüfter Pflegefachhelfer (Altenpflege)“ in Empfang. Nur mit diesem staatlichen Abschluss kann ohne mittleren Schulabschluss der Weg in die Pflegefachausbildung beschritten werden.
Zwölf Teilnehmer hatten einen kurzweiligen Abend organisiert. Unter Federführung von Klassensprecherin Helene Epp gab es einen Sketch, bei dem die Lehrkräfte in die Rolle von Prüflingen schlüpfen mussten. Epp glänzte auch in einer launigen Ansprache. Sie dankte allen Lehrkräften für die herzliche Art des Unterrichts und verteilte mit ihren Mitschülern kleine Geschenke.
Mit einer Aufgabe als Gärtnerin vergleich Klassenleiterin Ximena Carrasco ihr Wirken. „Leider konnte ich nicht alle Pflanzen über das Jahr bringen, aber die Pflänzchen, die ich durchgebracht habe, sind hervorragend gediehen!“ Es habe ihr sehr viel Spaß in diesem Kurs bereitet, der ihr erstmalig als Klassenleiterin anvertraut wurde. Bei der Zeugnisverteilung wurden Helene Epp und Maria Sonntag mit Buchpreisen geehrt. Beide erreichten die Abschlussnote 1,0.
Seinen Respekt vor der Leistung der Migranten brachte Schulleiter Berga zum Ausdruck, der sich mit Hadra Delil, Firas Kassis und Ester Soki über deren erfolgreichen Abschluss ebenso freute wie über die gelungene Integrationsleistung der Klasse. Erfreulich sei für ihn auch die Tatsache, dass sich die Hälfte der Klasse zur weiterführenden Pflegefachausbildung in der Alten- und Krankenpflege entschlossen hat.
Der einst weit über 20 Teilnehmer starke Kurs dezimierte sich allerdings bereits in den ersten Monaten erheblich, da einige Teilnehmer aus Migrationsländern noch nicht über die notwendigen Deutschkenntnisse verfügten.
Das veranlasste die BAP zur Schaffung einer Vorklasse für Pflegeberufe mit einem Modellversuch des Kultusministeriums, das der Passauer Altenpflegeschule als einzige im Umkreis diesen Modellstatus zugesprochen hat. Dadurch erhoffen sich Ministerium, Regierung und die Verantwortlichen der Schule eine gezielte sprachlich-kulturelle sowie pflegefachliche Vorbereitung, die die Chance auf eine erfolgreiche spätere Aufnahme an eine Kranken- oder Altenpflegeschule deutlich erhöht. Der einjährige Vollzeitkurs startet am 12. September mit 22 Teilnehmern.
Quelle: PNP_Stadtredaktion_31.07.2017