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Berufsakademie Passau
Private Berufsakademie für Aus- und Weiterbildung Passau

„Wir sind nicht allein gelassen worden"

Digitalisierung an der Berufsakademie Passau

Digitalisierung an den Schulen und das möglichst sofort! So lautet die Forderung in diesen Tagen. Auch die Passauer Schulen befinden sich diesbezüglich in einer schwierigen Situation. Allerdings: Bund und Land nehmen derzeit viel Geld in die Hand, um eine Digitalisierung vor Ort voranzubringen. Die Geschäftsführerin der Berufsakademie Passau Barbara Brauckmann sowie der Schulleiter der Pflegeschule Passau Joachim Berga und die Schulleiterin der Fremdsprachenschule Passau Bernadette Hackauf berichten über ihre Erfahrungen mit dem digitalen Unterricht und wie sie das durch die staatlichen Förderprogramme erhaltene digitale Know-how an ihren Schulen umgesetzt haben.

Foto: BAP

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Lob für Förderprogramme

Von Ricarda Janson

„Wir wollen positiv beleuchten, wie dankbar wir für die Unterstützung vom Staat sind“, sagt Barbara Brauckmann, Geschäftsführerin der Berufsakademie Passau. In Bezug auf den Fortschritt der Digitalisierung seien hohe Geldsummen für digitale Beratung und Ausstattung erübrigt worden. Sicherlich sei es auch ein großer Aufwand sie abzurufen, aber „für uns als private Schulgemeinschaft ist das leichter“, erklärt Brauckmann. Als private GmbH profitiere die Schule von kurzen Wegen für interne Abstimmungen oder Beschaffungen. „Außerdem stehen unsere IT-Schule und ein eigens angestellter System-Administrator für digitale Fragen zur Verfügung.“
Der Staat unterstütze, so Brauckmann, mit umfangreichen Förderprogrammen, Fortbildungsangeboten und einer Hotline, die für Fragen jederzeit zu erreichen sei. Bernadette Hackauf, Schulleiterin der Fremdsprachenschulen fügt hinzu: „In Niederbayern gibt es auch einen Beauftragten für Digitalisierung und der Staat bietet Schülern wie auch Lehrern Leihgeräte an.“
Gleichzeitig fordere das Land von den Schulen ein durchdachtes Medienkonzept. „Das halte ich für sehr sinnvoll. Die Schulen müssen sich Gedanken über die Zukunft machen, betont Brauckmann. „Die Frage ist: Was wollen wir den Schülern bieten? Was müssen wir hierzu anschaffen?“
Joachim Berga, Schulleiter der Pflegeschule Passau hakt ein: Die Breitbandversorgung sei noch entwicklungsbedürftig. „Sie wurde vernachlässigt.“ Lehrfilme zu präsentieren und Livestreams aufrechtzuerhalten sei aufgrund teils instabiler Internetverbindungen nur schwer möglich – insbesondere in ländlichen Teilen Passaus. „Viele Schüler müssen, um am Unterricht teilnehmen zu können, ihr Handyguthaben opfern. Hier muss von staatlicher Seite mehr kommen.“
Vom coronabedingten Veranstaltungsverbot sind auch die Berufsinformationstage betroffen. Schüler sollen sich hier über Aus- und Weiterbildungsangebote informieren können. „Es ist wichtig, die Schüler gerade jetzt nicht mit dieser wichtigen Entscheidung alleine zu lassen“, klärt Brauckmann auf. „Sie müssen Perspektiven kennenlernen und ihre Wahl gut informiert treffen.“ Aus diesem Grund hat die BAP einen neuen Weg gewählt, die Ausbildungszweige an den Berufsschulen für Fremdsprachen, Pflege und IT vorzustellen. „Wir haben Vorträge der Schulleiter über die Ausbildungen professionell aufnehmen lassen und stellen diese Präsentationen in digitaler Form zur Verfügung.“ Weiterhin wurden kurze Podcasts der Schulen produziert. Abrufbar seien die Filme über Youtube. „Gerne nehmen die Schulleiter in der Form daran teil, dass sie im Anschluss zum Vortrag live im Chat Fragen beantworten“, so Brauckmann.
Auch im Bereich der Verwaltung hat sich in Bezug auf die Digitalisierung an der Berufsakademie einiges getan. Seit Herbst 2020 stellt die BAP sukzessive die Abläufe auf digitale Formate um. Zu dieser Zeit wurde laut der Leiterin der Berufsakademie bereits die Finanzbuchhaltung digital erfasst. Ab Mai 2021 plant die Berufsakademie auch ein digitales Dokumentenmanagement zu implementieren. „Das bedeutet, dass Dokumente nur noch digital durch das Haus wandern“, so Barbara Brauckmann. Das Gleiche solle nach der Finanz- mit der Personalbuchhaltung geschehen. Der Weg dorthin sei aber noch lang. „Dennoch, diese neue Form der Verwaltung macht Abläufe schneller und transparenter.“
Sowohl die vier Berufsfachschulen als auch der Fort- und Weiterbildungsbereich der BAP haben ihren Unterricht in den Phasen des Lockdowns ausschließlich auf Distanzunterricht umgestellt. „Wir nutzen für den digitalen Video-Unterricht bereits seit März 2020 die Plattform Microsoft Teams in der Vollversion.“ Ob der Ausbau und die Professionalisierung des digitalen Unterrichts tatsächlich gewinnbringend ist? „Wir stehen so in ständigem Kontakt mit den Jugendlichen, können Arbeitsaufträge an Schüler und Schülerinnen schicken, sie wieder einfordern und bewerten“, sagt Joachim Berga. Außerdem verlinken die Lehrer Filme, Homepages und nutzen weitere Apps, bei denen man beispielsweise wie an Schultafeln zusammen arbeiten kann.
Die Methodik des Unterrichts abwechselnd zu gestalten – das ist das A und O“, erklärt Berga. „Dafür erhalten wir einschlägige Fortbildungen – auch in Bezug auf die Umsetzung mit dem Programm Microsoft Teams.
Schulleiterin Hackauf ergänzt: „Asynchrones Arbeiten lässt den Schülern mehr Freiraum“, aber das sei nicht für jeden von Vorteil. „Synchrones Lernen ist für uns der bessere Weg. Auf diese Weise wird den jungen Erwachsenen sozialer Kontakt und ein geregelter Tagesablauf ermöglicht.“ Die Betreuung der Schüler, die auf diesem Weg stattfindet, sei elementar. „Sich zu treffen, virtuell zu sehen, ersetzt den fehlenden sozialen Aspekt“, erläutert Hackauf. „Außerdem bieten Lehrer nach dem Unterricht Sprechstunden an.“ Diese Möglichkeit sei im Vergleich zum Präsenzunterricht deutlich erweitert, so empfindet es Joachim Berga. Und noch einen weiteren Vorteil des digitalen Unterrichts benennt Brauckmann: „Unser Einzugsgebiet ist nun viel größer, und wir können im Fortbildungsbereich auch Schulungen, zum Beispiel für Pflegekräfte und Ärzte im oder aus dem Ausland, online anbieten.“
Lässt sich also der Präsenz- durch den Distanzunterricht in Zukunft gänzlich ersetzen? Berga verneint. Ein dynamisches Miteinander sowie zwingend erforderliche Körpersprache fehlten maßgeblich. Brauckmann bestätigt: „Onlineunterricht darf man nicht glorifizieren. Derzeit ist dies die einzige und beste Option für die Schüler, aber man kommt nie auf volle hundert Prozent des Präsenzunterrichts. Zudem ist es eine große Herausforderung für die Lehrkräfte, die mehr Zeit und Energie aufwenden müssen als in der Präsenzform.“

Herausforderung für die Lehrkräfte

Eine Mischform der beiden Unterrichtsformen könne sich Berga aber zukünftig vorstellen. „Bestimmte Tage an Distanzunterricht vorzugeben wäre falsch, aber wenn ein Lehrer acht Stunden unterrichten soll, wäre es eine gute Möglichkeit, vormittags Präsenzunterricht zu halten und ab Mittag in die Online-Lehre zu wechseln. Der Lehrer könnte dann beispielsweise mit einer Webcam anschaulich durch die Station eines Heims oder bestimmte Praxisbereiche führen.“
Trotz mancher Handicaps fällt die Bilanz des bisherigen Digitalunterrichts vor Ort positiv aus. „Wir sind trotz kleinerer Defizite auf einem guten Weg und sind dankbar für die Unterstützung des Staates. Das Feedback zum digitalen Unterricht zeigt uns sehr wohl, dass es geht“, meint Hackauf. Und die Schulleiter sowie die Geschäftsführerin sind sich einig: Die Schüler hätten nicht das Gefühl, dass Unterricht auf der Strecke bliebe. Im Prinzip gehe alles normal weiter, ergänzt Barbara Brauckmann, zum einen aufgrund der Förderprogramme und -gelder von weit über 250000 Euro, zum anderen aufgrund der Weiterbildung und der großen Bereitschaft hierfür von Seiten der Kollegen. „Wir sind nicht alleingelassen worden“, betont sie. Jetzt hoffen alle drei vor allem, dass die Nachhaltigkeit der Förderprogramme gewährleistet werden kann und diese im Fokus der Politik bleibt.

PNP-05.02.2021