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Private Berufsakademie für Aus- und Weiterbildung Passau

Von Schlüpfdingen und Kopfschatten

Im BAP Demenzparcours können Interessierte die Herausforderungen des Lebens mit Demenz kennenlernen

Was ist bitte ein Schlüpfding? Was eine Putzpaste? Und was soll ein Kopfschatten sein?
Da Demenzkranke oft Schwierigkeiten haben, sich an alltägliche Begriffe zu erinnern, erfinden sie einfach neue. So werden aus Socken eben Schlüpfer, aus Zahnpasta Putzpaste und aus einem Hut ein Kopfschatten, erklärt Barbara Karlstetter, Pflegepädagogin am BAP und Leiterin des Demenzparcours.

Keine Kontrolle mehr: Heike Enser-Köppl zeigt Elisabeth Gramml, wie es sich anfühlt, keine Kontrolle mehr über die eigenen Hände zu haben.      - Foto: Landgraf

Keine Kontrolle mehr: Heike Enser-Köppl zeigt Elisabeth Gramml, wie es sich anfühlt, keine Kontrolle mehr über die eigenen Hände zu haben. - Foto: Landgraf

PNP - Johann Landgraf

Für Pflegekräfte, die mit Demenzkranken arbeiten, sei es wichtig zu wissen, mit welchen Schwierigkeiten und Einschränkungen ihre Patienten im Alltag zu bewältigen haben, um entsprechend einfühlsam auf sie eingehen zu können.

Demenz ist nicht gleich Demenz. Die beiden häufigsten Formen der Demenz sind die Alzheimer-Krankheit und die vaskuläre Demenz. Obwohl sie unterschiedliche Ursachen haben, führen beide zu einem oft schleichenden Verlust des Gedächtnisses und der kognitiven Fähigkeiten.

Um dies besser nachvollziehbar zu machen, veranstaltete die Berufsfachschule für Krankenpflege und Altenpflegehilfe Passau, kurz BAP, in ihren Räumen einen so genannten Demenzparcours. Angehende Pflegekräfte, aber auch privat Interessierte, konnten hier an acht verschiedenen Stationen erfahren, wie es sich anfühlt, selbst einfachste Alltagshandlungen nicht mehr ausführen zu können.

Um nachzuempfinden, wie es ist, wenn die eigenen Hände nicht mehr gehorchen, kann man sich an einer Station speziell präparierte Handschuhe anziehen. Über eine kleine Sonde erhält man in regelmäßigen Abständen einen leichten Stromschlag, der die Hände unwillkürlich zucken lässt. Einfachste Tätigkeiten wie das Nachzeichnen eines Sterns oder das Einschenken eines Glases Wasser werden so zu einer enormen Herausforderung. Auch Elisabeth Graml, selbst ehemalige Pflegekraft und Gründerin einer Pflegeakademie, ist von dieser Erfahrung überrascht: „Als Pflegekraft kann man oft nicht nachvollziehen, wie schwierig es für einen Demenzkranken ist, sich ein Glas Wasser einzuschenken“, erklärt sie. Mit dem neuen Wissen im Hinterkopf werde sie in Zukunft mehr darauf achten, Demenzkranken das Wasserglas weniger vollzuschenken.

An anderen Stationen konnten die Anwesenden schätzen, wie viele Handgriffe nötig sind, um einen Kaffee zu kochen oder ein Wurstbrot zu schmieren. Bei der anschließenden Auswertung stellten viele fest, dass sie einige Schritte vergessen hatten. Der Versuch sollte verdeutlichen, wie komplex selbst einfache Alltagshandlungen sein können. Eine weitere Station, bei der nur mit Hilfe eines Spiegels das Muster eines Sterns nachgezeichnet werden musste, war eine der größten Herausforderungen: „Da bin ich absolut gescheitert“, sagt Graml. „Ich habe gemerkt, wie schnell ich bei dieser Aufgabe an meine eigene Toleranzgrenze gestoßen bin. Am liebsten hätte ich den Stift weggeworfen und gesagt: Lass mich in Ruhe, das mach ich nicht mehr.“

Doch im Gegensatz zu ihr können Demenzkranke einer solchen Situation nicht entfliehen. Genau darin sieht Karlstetter die wichtigste Funktion des Demenz-Parcours: „Es geht darum, Verständnis in der Bevölkerung und bei den Pflegekräften zu schaffen.“ Dies sei schon deshalb wichtig, weil durch die steigende Lebenserwartung in Deutschland immer mehr Menschen an Demenz erkranken würden.

  • Wortneuschöpfungen sind bei Demenzkranken alltäglich. Entsprechend müssten sich Pflegekräfte viele neue Begriffe merken können, erklärt Barbara Karlstetter. - Foto: Landgraf